Achtsam durch den Schulstart

Mama und Kind machen die Yoga-Schmetterlingspose gemeinsam

Mit Kinder-Yoga kleine Ruheinseln im Familienalltag schaffen

Der Schulstart ist für viele Familien ein besonderer Moment: neue Wege, neue Menschen, ein neuer Alltag. Für Kinder bedeutet das vor allem eins – viele Eindrücke. Besonders in den ersten Schulwochen ist vieles neu: der Klassenraum, die Lehrkräfte, andere Kinder, der Tagesrhythmus. Auch für Kinder, die schon länger zur Schule gehen, verändert sich mit jedem Schuljahr etwas. Es wird mehr erwartet, neue Themen kommen dazu, und das soziale Miteinander bleibt manchmal herausfordernd. 
 
Viele Kinder erleben diese Zeit mit großer Freude und Neugier. Gleichzeitig zeigen sich bei manchen Kindern Anzeichen von Unruhe, Gereiztheit oder Müdigkeit. Das ist nicht ungewöhnlich. Denn Lernen, Anpassen und Sozialkontakte brauchen Energie – und die Kinder sind oft noch dabei, ihre ganz eigenen Strategien zu entwickeln, wie sie mit dieser Fülle umgehen können. 
 
Hier können einfache Übungen aus dem Kinder-Yoga und der Achtsamkeitspraxis eine wertvolle Unterstützung sein. Nicht als „Zusatzprogramm“, sondern als Einladung zu kleinen Momenten der Ruhe. Denn was Kinder – und Eltern – in dieser Phase vor allem brauchen, sind verlässliche, einfache Möglichkeiten zum Innehalten. Möglichkeiten, die sich gut in den Alltag integrieren lassen, auch wenn wenig Zeit bleibt.

 

Warum Achtsamkeit und Kinder-Yoga helfen können

Achtsamkeit bedeutet, mit der Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt zu sein. Für Kinder kann das heißen: wahrnehmen, wie sich der Körper gerade anfühlt. Spüren, was der Atem macht. Oder einfach still auf dem Teppich sitzen und die Gedanken vorbeiziehen lassen – ohne etwas tun oder leisten zu müssen. 
 
Yoga ist dafür ein wunderbarer Weg, denn Kinder erleben die Welt körperlich. Über Bewegung, über Spannung und Entspannung, über Haltungen, die ein Gefühl vermitteln – wie „Ich bin stark“, „Ich darf mich zurückziehen“, „Ich bin bei mir“. Die Übungen müssen nicht lange dauern, nicht perfekt ausgeführt sein und auch nicht jeden Tag gleich stattfinden. Es reicht, wenn sie regelmäßig kleine Impulse setzen, um den inneren Ausgleich zu fördern.

 

Drei einfache Yogaübungen für den Familienalltag

Diese Übungen lassen sich gut nach der Schule oder am späten Nachmittag einbauen. Sie benötigen keine Matte und kein spezielles Setting – ein Platz auf dem Teppich, auf dem Bett oder im Kinderzimmer reicht vollkommen.

1. Die Schildkröte – zur Ruhe kommen

Das Kind kniet sich hin, der Oberkörper sinkt nach vorn, die Stirn liegt auf dem Boden oder auf den Händen. Die Arme ruhen locker neben dem Körper, der Rücken ist rund wie ein Schildkrötenpanzer. 
 
Diese Haltung gibt Kindern ein Gefühl von Schutz und Rückzug. Sie kann helfen, sich nach einem ereignisreichen Tag wieder zu sammeln und zur Ruhe zu finden. Zwei bis drei Minuten in dieser Position können schon viel bewirken.

2. Der Baum – für Standfestigkeit und Konzentration

Im Stehen wird ein Fuß an den Unterschenkel oder Oberschenkel des anderen Beins gelegt. Die Hände kommen entweder vor der Brust zusammen oder werden über den Kopf gestreckt. Wenn das Gleichgewicht schwerfällt, kann sich das Kind an einem Stuhl oder einer Wand abstützen. 
 
Diese Haltung fördert das Körperbewusstsein, trainiert das Gleichgewicht und hilft Kindern, sich zu zentrieren. Eine Minute pro Seite genügt – und wer möchte, macht daraus eine kleine Challenge: Wer kann heute etwas ruhiger stehen als gestern?

3. Der Schmetterling – loslassen nach einem langen Tag

Das Kind sitzt mit aufgerichtetem Rücken, die Fußsohlen berühren sich, die Knie zeigen nach außen. Jetzt können die Knie sanft auf und ab bewegt werden – wie Flügel. Der Atem fließt ruhig, der Blick kann nach unten oder nach innen gerichtet sein. 
 
Diese Übung löst Spannungen im Hüftbereich, regt die Durchblutung an und vermittelt Leichtigkeit. Sie eignet sich gut als Übergang zum Abend oder nach konzentrierten Phasen wie den Hausaufgaben.

 

Zwei Atemübungen, die sich leicht in den Alltag einbauen lassen

Atemübungen wirken oft schon nach kurzer Zeit – sie beruhigen, weil sie das vegetative Nervensystem ansprechen. Wichtig ist, dass sie spielerisch und ohne Druck angeboten werden. Kinder machen in der Regel gern mit, wenn sie sich nicht beobachtet oder bewertet fühlen.

1. Der Pusteblumen-Atem 

Das Kind stellt sich vor, es habe eine große Pusteblume vor sich. Es atmet tief durch die Nase ein – und bläst beim Ausatmen langsam durch den Mund alle kleinen Schirmchen weg. Gerne fünf bis sechs Mal wiederholen. 
 
Diese einfache Atemübung wirkt regulierend und schafft einen Moment der Stille, in dem sich die Aufmerksamkeit nach innen richten kann.

2. Der Hand-Atem

Das Kind spreizt eine Hand. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand fährt es langsam an den Fingern entlang – beim Hochfahren einatmen, beim Runterfahren ausatmen. So entsteht ein ruhiger, gleichmäßiger Atemrhythmus, der durch die Bewegung begleitet wird. 
 
Diese Übung eignet sich besonders gut für Kinder, die ungern „nur ruhig sitzen“. Sie kann auch in stressigen Momenten helfen, die Kontrolle über den eigenen Atem zurückzugewinnen.

 

Ein einfaches Familienritual für jeden Tag

In der Theorie klingen Rituale oft schön – in der Praxis fehlt dafür manchmal die Zeit oder Energie. Umso wichtiger ist es, dass ein Ritual zum Alltag passt. Es braucht keine bestimmte Uhrzeit oder Atmosphäre, sondern einfach nur einen kurzen Moment des bewussten Innehaltens.

Ein Vorschlag

Am Abend, beim gemeinsamen Abendbrot, Zähneputzen oder Kuscheln, darf jedes Familienmitglied drei Dinge sagen:

  • Was war heute schön?
  • Was war heute anstrengend?
  • Was wünsche ich mir für morgen?

Diese drei kleinen Fragen schaffen Verbindung – ohne große Gespräche oder Erklärungen. Sie geben Kindern (und auch Eltern) die Möglichkeit, den Tag bewusst abzuschließen und sich innerlich auf den nächsten einzustellen.

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